Dienstag, 18. Juni 2013

Hassu Haarlack dabei? - Teil 1


Oder wie man in den 80ern als Grufi überlebte...


Es war ein schöner Samstagabend, als ich diese Frage das erste Mal vernahm.
Irgendein Sommerwochenende in den 80ern und die Ampel war gerade rot.
Ich saß hinten im Auto, vor mir eine Freundin, die knapp zwei Jährchen älter war als ich und gerade ihren Führerschein gemacht hatte, daneben ihr Freund. Im Kassettenrekorder dröhnte „Shake Dog Shake“ vom Album „Concert – The Cure live“.




Wir waren auf dem Weg nach Meckenheim, um einen Bekannten abzuholen, danach wollten wir in unsere Stammkneipe.
Es war, wie gesagt, Sommer und dementsprechend heiß. Die Fenster hatten wir heruntergekurbelt, aber nur ein Stückchen, damit der Fahrtwind unsere mühevoll zerzausten Haargebilde nicht zerstörte.
Trotzdem pustete es auf der Schnellstraße ganz ordentlich. Ich ging hinter dem Fahrersitz in Deckung – es war ohnehin schwierig genug gewesen, die aufgetürmte Frise heil ins Auto zu bekommen und jetzt auch noch dieser blöde Wind...
Meine Freundin kurbelte beinahe schon panisch die Fenster wieder hoch.
„Hassu Haarlack dabei?“ kiekste sie hysterisch.
Hektisches Gezuppel an weiß-schwarz-lila gefärbten Strubbelhaaren ihrerseits, hektisches Gewühle in der Tasche meinerseits.
Haarlack hatte man damals selbstverständlich immer dabei. 

Zwar war der gekreppte und toupierte Zottellook à la Robert Smith dank Gel und Haarlack ultrastrong bombenfest einbetoniert und das Krähennest quasi sturmsicher, aber selten verließ man das Haus ohne eine Notfallpulle Haarspray.
Endlich hatte ich das Gewünschte in den schwarzen Abgründen meiner Tasche gefunden, reichte meiner Freundin den Haarlack und sie dieselte sich großzügig damit ein. Die Luft im Auto verklebte uns schlagartig die Lungenbläschen, aber die Frisur war gerettet.
Neben uns ein paar Popper im ultrafeinen Ausgehzwirn und Papas BMW, die mit offenen Mündern zu uns herüberstarrten. Wahrscheinlich dachten die, diese komischen Gestalten dröhnten sich mit irgendeiner geheimnisvollen Droge zu – Gruppenschnüffeln im klapprigen schwarz-roten Uraltpolo. Man muß ja schon bekifft sein, wenn man sich Tinto (einer der kleinen Vampire aus „Tierisch vampirisch“ von Jackie Niebisch) auf die Motorhaube malt. Der zierte nämlich die des Autos meiner Freundin samt seiner bluttriefenden Hauerchen.

Wir winkten fröhlich zu den geschockten Popperkids hinüber, sie schauten blitzschnell weg und starrten betreten auf die Ampel, die einfach nicht grün werden wollte.
Was dachten die wohl? Daß wir sie mit unserem Haarlack k.o. sprühen würden, um sie auszurauben? Oder daß wir die Zähne blecken und über sie herfallen würden, um sie auszusaugen?  

Gemütlich lehnte ich mich zurück, als meine Freundin wieder anfuhr.
Die Stimmung war bombig, die Haare hielten dank einer Extraportion Haarlack und wir gröhlten "Primary"mit...




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.