Dienstag, 29. Juli 2014

Schwarzes Gesplitter

Ja, ich lebe noch!
Auch wenn ich mich in der letzten Zeit gar nicht gerüppelt habe...
Aber dafür habe ich ein paar Ausreden parat.

Zunächst war da einmal wieder ein recht erschreckendes Gespräch mit der Direktorin und der Klassenlehrerin unseres Sohn bezüglich seiner Kleidung. Er trägt gerne schwarze Yakuza-Shirts mit mehr oder weniger martialischen Motiven und kernigen Sprüchen (jedoch keine Symbole oder Parolen rechter oder gar verbotener Organisationen o.ä.! Das käme uns eh nicht ins Haus!). Die sind wohl einer Mitschülerin ein Dorn im Auge gewesen und so hat sie sich bei der Klassenlehrerin beschwert, sie könne sich nicht konzentrieren, wenn sie andauernd auf Sohnemanns T-Shirt gucken müsse. Aaaaah ja....
Ich denke ja, das Mädel sollte besser auf die Tafel schauen und den weisen Worten ihrer Lehrer lauschen anstatt das Styling ihrer Klassenkameraden unter die Lupe zu nehmen. Aber aus irgendeinem Grund, den ich nicht wirklich nachvollziehen kann, pflichtet die Lehrerin der selbsternannten Modepolizistin bei. 

Einem kurzen Schriftverkehr mit den eigensinnigen Eltern unseres Sohnes folgte die Einladung zu einem persönlichen Gespräch...mal wieder!
Fazit: Yakuza-Shirts sind in der Schule verboten, weil...
1. ...sie den Unterricht stören. Sie reden zwar nicht dazwischen, die Shirts, werfen auch nicht mit Papierkügelchen und ziehen die Mädchen an den blondierten, geglätteisten Haaren, aber sie stören - ganz plötzlich. Denn mein Sohn läuft damit schon seit zwei Jahren herum und auf einmal fallen die Yakuzas auf. Wenn ich nur wüsste, wieso...
2. ...sich die Klassenlehrerin durch die Shirts beleidigt sieht. Warum auch immer sie sich von den Yakuzas angesprochen fühlt... Es steht weder ihr Name drauf - Frau D., fuck off! z.B. - noch hat es ihr Konterfei bislang auf eines der Shirts geschafft. Wenn, würden wir es ohnehin nicht kaufen ;)
3. ...sich die Direktorin verpflichtet fühlt, auf das Styling ihrer Schüler zu achten und sie in Selbstvorwürfen zerfließen würde, wenn das Kind später keinen Ausbildungsplatz erhielte oder im Berufsleben, falls es denn überhaupt einen ordentlichen Beruf erlernt, Probleme hat, nur weil sie, also die Schulleiterin, nicht eingegriffen hätte. Die Klassenlehrerin brüstete sich auch ganz stolz damit, wie tolerant sie wäre und den Mädchen rosa- und pinkfarbene Kleidung erlauben würde, obwohl sie diese Farben nicht ausstehen könne. Aber sie hätte auch schon Schüler während der Unterrichtszeit nach Hause zum Umziehen geschickt, weil ihr die Kleidung nicht passte. Darf sie zwar nicht, aber das Schulgesetz von NRW hat an der Schule eh keinen Bestand. Die machen da, was sie wollen...

Ein bißchen animal farm ist auch dabei: manche sind eben gleicher als andere. Wenn es verbindliche Kleidervorschriften oder gar eine Schuluniform gäbe, dann... aber es wird nach Gutdünken und persönlichem Gusto entschieden, wer welche Kleidung tragen darf. Und wessen Styling aus dem Raster der Direktorin bzw. Klassenlehrerin fällt, endet als Hartz-4ler oder gleich unter der Brücke, so der Tenor der Unterredung.
Demnach war ich am Wochenende (Amphi in Köln) auf einem der größten Arbeitslosentreffen überhaupt. Lauter Gesindel ohne Ausbildung und Job - etliche in schwarzen Yakuzashirts - trieb sich da herum, also neeee... 
Die Kohle für den Eintritt war wahrscheinlich auf der Straße zusammengeschnorrt. Haste mal 'ne Mark, äh 'nen Euro, ey?

Ein Gespenst geht um in der Schule - das Gespenst des Nonkonformismus...
Und das muß ausgetrieben werden - um jeden Preis! Da wird auf das Grundgesetz und die darin verankerten Grundrechte - besonders auf Artikel 2 - geschissen und sich unter dem Deckmäntelchen der elterlichen Sorge und als Erziehungsberechtigte in die persönlichen Belange der Schüler eingemischt. Die tatsächlichen Eltern des betreffenden Kindes werden entrechtet, die Freiheit der Erziehung mißachtet.

Das Gespräch endete im Grunde ergebnislos. 
Nun ja, nicht ganz, immerhin dienen die engstirnige Direktorin und die nicht minder voreingenommene Klassenlehrerin wunderbar als schlechte Beispiele für uns, um unseren Kindern klarzumachen, wie man Menschen eben NICHT behandelt. Man verurteilt und diskriminiert niemanden aufgrund seiner Kleidung (es gibt Ausnahmen, aber dazu in einem anderen Post), seiner Hautfarbe, seiner Religion etc.
Daß meine Kinder - das Töchti wurde kurz darauf auf ein Bandshirt angesprochen, das wiederum ihrer Klassenlehrerin nicht passte - so etwas nun am eigenen Leib erfahren, hilft ihnen hoffentlich dabei, die Vorurteile, die sie selbst dem ein oder anderen Typen gegenüber hegen, schneller zu überwinden und offener auf diese Leute zuzugehen.

Da ich vor 25 Jahren Abi gemacht habe, fand ein Vierteljahrhundertabitreffen statt. Immerhin zwei Drittel unserer Stufe war da. Es war genau so wie früher: die Schönen und Reichen saßen zusammen an einem Tisch und zeigten sich auf ihren Handys Fotos von ihren Häusern, Autos, Kindern, den Geranien auf dem Balkon vom 5-Sterne-Hotel in St. Moritz oder den Palmen auf den Seychellen und die Outlaws hockten an dem anderen und unterhielten sich. Ich saß nicht bei den Schönen und Reichen und deshalb hatte ich Spaß!

Ein Großteil meiner Zeit wurde von den Vorbereitungen für ein Seminar verschlungen, das ich an der Uni Leipzig gegeben habe. Leider habe ich es mal wieder nicht zum WGT geschafft. Dafür war ich vorher in Leipzig und da die schwarzen Läden ihre Bestände für das WGT bereits aufgestockt hatten, machte es richtig Spaß, dort herumzustöbern.

Und zum Zahnarzt mußte ich auch noch, schrecklich! Da leg' ich mich lieber unter 'ne Guillotine!

Endlich habe ich es geschafft, Fotos auf dem wunderschönen Alten Friedhof von Bonn zu machen. Plane ich schon seit Teenietagen, als wir noch des Nachts über den Zaun geklettert sind, weil der Friedhof bereits geschlossen war. Ein Post zum Alten Friedhof ist in Planung.

Und letztes WE besuchten Töchti und ich das Amphi.
Ein ausführlicher Bericht mit vielen Bildern folgt bald, wirklich BALD, versprochen!

1 Kommentar:

  1. Es ist wirklich schön wieder von dir zu hören!
    Unter nomalen Umständen bin ich eigentlich immer ziemlich genervt, wenn jemand rummeckert, aber bei solchen Erlebnissen bin ich eher zwischen lachen und Kopf schütteln in und her gerissen.
    Ich freue mich schon, auf die von dirangekündigten Posts.

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